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Über CVT, Covid & Community 🌀


Jetzt hat er also endlich stattgefunden, der mehrfach verschobene Abschluss meiner Ausbildung in Complete Vocal Technique, mit Diplom-Verleihung und Abschlusskonzert, so wie es eigentlich schon 2020 hätte passieren sollen. Letztes Wochenende haben wir uns alle am Complete Vocal Institute in Kopenhagen wiedergesehen, die meisten der knapp sechzig Mitstudierenden, die diese Reise im Jahr 2017 gemeinsam begonnen haben, um zu feiern und uns die Seele aus dem Leib zu singen. Wir haben viel gelernt in diesen drei Jahren, über die Anatomie der Stimme, über die Vielfalt von Gesang, über die Pädagogik und Didaktik im Gesangsunterricht, aber auch über uns selbst. CVT hat einige von uns inspiriert, ihren alten Job an den Nagel zu hängen und in Vollzeit zu unterrichten, andere haben ihre Unterrichtstätigkeit auf ein neues Level gehoben oder eine eigene Musikschule gegründet. Anfang Juni 2020 saßen wir alle am Computer, nach bestandener Prüfung, und haben uns über Zoom zugeprostet, ohne zu ahnen, dass zwei Jahre vergehen würden, bis wir unser Diplom wirklich in Händen halten würden.

Ein guter Moment, um zurückzublicken.

Statt sich in alle Winde zu zerstreuen, hat die CVT-Community auch und gerade in Zeiten der Pandemie einander gestützt. Wir haben Online-Studygroups organisiert, uns ausgetauscht über unseren Unterrichtsalltag, über besondere "Fälle", über Privates, und hin und wieder kam auch ein gemeinsamer Online-Workshop zustande.



Eines meiner persönlichen Highlights in dieser Zeit war die Zusammenarbeit mit meiner wunderbaren jungen Kollegin im Video, Merel Zeeman, Musicaldarstellerin aus Utrecht. Merel hatte mich eingeladen, zum Abschlusskonzert ein Duett zu singen – "Flight" von Craig Carnelia –, das uns dann gewissermaßen durch zwei Jahre Pandemie begleitet hat. Denn nachdem das Konzert zweimal auf konkrete Termine und schließlich auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste, beschlossen wir, das Lied aufzunehmen und ein Video dazu zu machen – auf diese Weise würde es "für immer uns gehören", auch wenn es nie zu einer Liveaufführung kommen sollte. Als wir dann doch die Gelegenheit bekamen, es live zu singen, hatten wir beide Tränen in den Augen. Wir haben es vor dem Konzert zweimal zusammen gesungen, einmal bei meinem kalifornischen Freund John Rinaldi in seiner neuen Heimat bei Amsterdam (auch das eine Geschichte von Community in Zeiten der Pandemie), und dann am Morgen des Konzerts bei der ersten und einzigen Probe mit der großartigen Liveband. Unser Auftritt war ein Moment der Erfüllung und der Verbundenheit, als würden wir seit Jahren zusammen auf der Bühne stehen. Wer weiß, ob die Erfahrung ohne die 24 Monate Verzögerung auch so intensiv geworden wäre? Ein Video gibt es jetzt jedenfalls – hier auf YouTube zu sehen.

So schwierig die letzten beiden Jahre auch in vielerlei Hinsicht waren, an mancher Stelle hat die Pandemie für Inspiration, Bewegung und neue Konstellationen gesorgt. Der oben erwähnte John Rinaldi, klassisch ausgebildeter Tenor und Musicaldarsteller, entstammt meiner kalifornischen Community, wo wir uns 2015 flüchtig kennengelernt haben. Über Facebook lose in Kontakt geblieben, habe ich ihn 2021 eingeladen, ein Duett mit mir einzusingen, für ein Broadway-Album, das in San José produziert wurde: "Take Me To The World" von Stephen Sondheim. Die gemeinsame – virtuelle – Arbeit hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir beschlossen, etwas zusammen auf die Bühne zu bringen. Inzwischen sind wir übrigens zu dritt, denn – Merel Zeeman ist mit von der Partie. Gemeinsam arbeiten wir nun an einem Musical-Projekt (noch streng geheim 🙊).



Man kann nie wissen, wie kreative Flüsse fließen, ob und wo sie einander finden und sich zu etwas Neuem fügen. Aber man muss ihnen immer eine Chance geben. Kreativität passiert nicht von allein. Als ich vor sechs Jahren aus San Francisco zurück nach Deutschland kam, fühlte es sich an wie ein kompletter Neustart. Im Rückblick fügt sich alles zu einem stimmigen Bild zusammen: Die Ausbildung zur CVT-Lehrerin, mein Gesangsstudio, meine Schüler:innen, wundervolle neue musikalische Projekte (hie und da eine Grisham-Übersetzung), eine neue Community – das Miteinander, das mir auch beim Unterrichten immer wichtiger wird. Deshalb biete ich den "Sing-Salon" an, deshalb organisiere ich Schüler:innenkonzerte, deshalb fördere ich kleine Duett- und Ensemble-Projekte unter meinen Schüler:innen. Aber das kam alles nicht von selbst. Wir stoßen Dinge an und hoffen auf Bestätigung und Bestärkung von außen, die uns trägt und immer wieder inspiriert. Dazu brauchen wir die Interaktion mit anderen, ob nun virtuell oder in echt. Und wo es am Ende hinführt – wer weiß das schon? An diesem Punkt bin ich voll und ganz zufrieden mit dem, was ich erreicht habe und ich freue mich darauf, zu sehen, wie der Weg weitergeht. Juni 2022 – ein guter Moment auch, um nach vorne zu blicken. Deshalb sage ich ganz ohne Melancholie mit Lotte & Max Giesinger: "Auf das, was da noch kommt!" 🥂



"Powerful things happen when you start putting in the work to achieve your goals. You become addicted to the progress and fall in love with the process."





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